Freitag, 5. September 2008
one day as a lion.
Ja, ich bin endlich auch wieder da..
War jetzt knapp einen Monat in Kanada, wo ich nur feststellte, dass ich eher ein Großstadttyp bin als jemand, der sein gesamtes Leben in der Natur verbringen kann. Auch wenn es dort so wunderschön ist =).

Habe auch angefangen eine Geschichte über "mein Leben" zu schreiben, welches eigentlich nur in einzelnen Aspekten meinem wahren Leben gleicht, aber so könnte es auch sein und das ist das Interessante für mich - das was wäre, wenn ich jetzt dies und das anders machen würde, wenn ich in den Regen laufen würde und versuchen, vom Blitz getroffen zu werden, eins mit den Regentropfen zu werden oder gegen den Donner anzuschreien..
Es geht um die Gedanken, die mir bei manchen Situationen durch den Kopf schießen, aber bisher (meist glücklicherweise) nicht eingetreten sind.
Soviel dazu.

Weiterhin habe ich ein Buch namens "Kartengeheimnis" von Jostein Gaarder gelesen, welches im Grunde zum Nachdenken anregen will, aber eher für Jüngere gedacht ist, wie mir scheint. Es ist jedoch empfehlenswert, soweit man sich darauf einlässt. Handelt von einem Philosophen, der mit seinem Sohn nach Athen fährt, um deren Frau bzw. Mutter nach 8 Jahren wieder nach Hause zu holen, da sie ohne Vorwarnung verschwand. Der Junge bekommt von einem Bäcker eines kleines Dorfes namens Dorf ein winziges Buch und beginnt, die Geschichte des Kartenspiels aus Frodes Träumen kennenzulernen und deren Zerfall mitzuerleben, wodurch auch seine Gegenwart sich zunehmend verändert und er schließlich die ganze Tradition der Joker im großen Kartenspiel der Welt zerstört.


Durch meinen Vater habe ich erfahren, was für eine teilweise sogar krankhafte Familie mich eigentlich umgibt..Tanten, die ihre eigenen Tanten nach deren Tod bestehlen, ausbeuten und die Angehörigen aufs Hinterletzte verarschen.
Vorfahren, die jahrelang versuchen, sich das Leben zu nehmen und damit widerrum ihre Angehörigen bis zum Tod quälen und das noch immer.
Alkoholsüchtige.
Nicht, dass ich nicht auch meine Eigenarten hätte, mit einigen Gedanken in Richtung Selbstmord gespielt habe und bestimmt viele Fehler mache, über die einige sich nur wundern könnten, aber ich würde niemals darüber nachdenken, Menschen, die schon total am Ende sind, auszubeuten und wirklich niveaulos zu hintergehen - obwohl hintergehen nur niveaulos sein kann.
Ich würde auch niemandem vorhalten, dass ich mich umbringe, wenn er mir verlassen würde, oder sich von mir abwenden - jahrelang - damit deren Leben ziemlich zerstören...
Vielleicht steht es mir nicht zu, diese Menschen zu meiden, zwei von ihnen zu verachten und mich über solche Taten nur zu schütteln, aber ich verstehe nicht, wie man sogar noch unter meinem Alter anfangen kann, seine Familie so wegzuschmeißen, einen Mann zu heiraten, der genauso abhängig von Drogen ist, und mit ihm zusammen in immer höherem Maße zu versuchen, alles an sich zu reißen und es ohne Überlegung verschwenderisch rauszuschmeißen..

Und dabei merke ich wieder, dass ich zu gerne mit jemandem darüber sprechen würde, doch wie könnte ich?! - Keine Zeit, kein Ort, kein Verständnis. Wieder solche Tage, in denen ich einsam bin - ich weiß, ich kann nur einsam sein, wenn ich es zulasse, aber wer liegt ausser mir die ganze Nacht wach, denkt über vergangenes, gegenwärtiges und nie dagewesenes nach, was ihn belastet?

Da fällt mir ein, ich war vor langer Zeit das letzte Mal nachts spazieren und mir kam ein Mann entgegen. Ausser uns war niemand auf der verlassenen Straße und wir blieben beide stehen - ich dachte mir, er ist vielleicht nicht viel älter, wenn er wartet, um zu sehen, ob ich ihm etwas antuen will. Doch keiner von uns zuckte, lief davon oder änderte die Richtung. Wir liefen langsam aufeinander zu und stoppten bei einem Abstand von schätzungsweise 2 Metern erneut. Ich konnte ihn nun besser erkennen, ehergesagt, seinen dunkelgrauen Pullover, dessen Kapuze das Gesicht unter ihm in Schatten legte, seine zerschlissene Jeans und die Auswölbungen seiner Hände in den Taschen. Ich hatte ebenfalls eine graue Weste an, die Kapuze auf dem Kopf - nur eine Haarsträhne flatterte vor meinem Auge - und ich hob die Hand. Meine Kapuze gab die Sicht auf die Umrisse und leichte Konturen meines Gesichtes und meine Haare frei und auch seine Hand zog an dem Stoff, wodurch ich sah, dass er wohl vier, fünf Jahre älter als ich war, mich eindringlich musterte und meinen Blick erwiderte. Normalerweise hätten mir tausende von Gedanken durch den Kopf brettern müssen, aber ich war - leer. Ein Gefühl von Bestätigung setzte sich irgendwo in meinem Körper fest, aber ich blieb stumm und sah nur hinauf in seine ziemlich großen Augen, seine markante Nase, das männliche Kinn und der gestutzte Bart darauf, die mittelmäßig langen Haaren, die auch in seinem Gesicht mit dem Wind auf und ab flogen - ich zog die Kapuze wieder auf, er ebenfalls, wir liefen aneinander vorbei, als wäre nichts gewesen und nahmen warscheinlich beide ein Stück mit von dieser Athmosphäre, der Stille und dem Vertrautsein eines Fremden, der anscheinend genauso gedankenverloren durch die Straßen läuft, um die Antwort auf so viele Fragen zu finden, sie aber von nichts und niemandem beantwortet bekommt.

Ich habe versucht, ihm wieder zu begegnen, aber ich habe es bisher noch nicht geschafft - er fasziniert mich, denn es könnte ja sein, dass er einige Antworten in seinem Wesen versteckt..


dead lies..

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